Inszenierung Stephanie Mohr
Bühnenbild Miriam Busch Kostüme Alfred Mayerhofer Musik Kyrre Kvam Dramaturgie Matthias Asboth
Raphael von Bargen Christoph Rott, ein Bauer Gerhard Kasal Peter Rott, sein Bruder Michael König Alt-Rott, sein Vater Silvia Meisterle Rottin, sein Weib Swintha Gersthofer Spatz, sein Sohn Elfriede Schüsseleder Die Mutter der Rottin Roman Schmelzer Sandperger zu Leithen Alexandra Krismer Sandpergerin Michael Schönborn Schuster Nikolaus Barton Englbauer von der Au Claudius von Stolzmann Ein Reiter des Kaisers Lukas Spisser Gerichtsschreiber Oliver Huether Bader Igor Karbus Schuster Susanna Wiegand Straßentrapperl Jörg Reifmesser Ein Soldat Kyrre Kvam Trommler
Karl Schönherr, ein zentraler Vertreter des österreichischen Theaters der Jahrhundertwende, hat sich in seinen Arbeiten häufig mit den Themen Glauben und Heimat auseinandergesetzt. Diese beiden Konzepte sind nicht nur kulturelle Identitäten, sondern auch zutiefst persönliche Erfahrungen, die das menschliche Bewusstsein prägen.
In Schönherrs Stücken wird deutlich, wie Glaube und Heimat als fundamentale Bausteine für die Identität des Individuums fungieren und gleichzeitig als Konfliktpunkte innerhalb der Gemeinschaft auftreten können. Im Folgenden wird untersucht, wie Schönherr diese Themen in seinem Werk thematisiert und welche Rolle sie im Kontext seiner dramatischen Erzählungen spielen.
Der Glaube im Werk von Karl Schönherr nimmt sowohl religiöse als auch existenzielle Dimensionen an. In seinen Stücken wird Religion oft als ein Mittel dargestellt, durch welches Menschen Sinn und Orientierung in ihrem Leben finden können. Gleichzeitig wird jedoch auch die Fragilität des Glaubens thematisiert.
In „Das Haus der Sünde“ beispielsweise wird der Glaube als eine Quelle von Hoffnung und Trost, aber auch als mögliche Ursache von inneren Konflikten und äußeren Spannungen dargestellt. Die Protagonisten sind oftmals durch ihre Überzeugungen gefangen, was zu einer Ambivalenz führt, die das Publikum zum Nachdenken anregt.
Schönherr verwendet seine Charaktere als Spiegel der Gesellschaft, die zwischen traditionellem Glauben und modernen, oft rationalen Weltanschauungen hin- und hergerissen sind. Dies reflektiert die gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit, in der der Einfluss der Kirche auf das individuelle Leben zunehmend hinterfragt wurde. Der Verlust des Glaubens führt dabei nicht selten zu einer Identitätskrise, was Schönherrs Figuren besonders verletzlich macht. Diese ergreifende Darstellung des Glaubens zeigt, wie fundamentale Überzeugungen die Handlungen und Entscheidungen der Menschen beeinflussen, sowie deren Einfluss auf die Gemeinschaft und die damit verbundenen tragischen Konsequenzen.
Im Gegensatz dazu ist die Heimat in Schönherrs Werk meist als ein Ort der Zugehörigkeit, der Geborgenheit und der Tradition konzipiert. Die Darstellung der Heimat ist jedoch ambivalent; während sie als sichere Zuflucht erscheint, kann sie auch als erdrückend erlebt werden.
In seinen Stücken wird häufig aufgezeigt, dass die Heimat nicht nur geographisch, sondern auch emotional verstanden werden muss. Der Verlust oder die Abkehr von der Heimat wird oft als Verlust der Identität thematisiert, was bei den Charakteren tiefgreifende emotionale und psychologische Auswirkungen hat.
Ein Beispiel hierfür findet sich in dem Stück „Der Pfarrer von Tamsweg“. Hier wird die Heimat als ein Raum voller Erinnerungen, Traditionen und vor allem sozialem Druck dargestellt. Die Figuren kämpfen darum, ihre Wünsche und Bedürfnisse mit den Erwartungen ihrer Heimatgemeinde in Einklang zu bringen. Dieser innere Konflikt ist ein zentrales Element der dramatischen Spannung, das den Zuschauer dazu anregt, über die eigene Beziehung zur Heimat nachzudenken.
Die Verknüpfung von Glaube und Heimat in Schönherrs Werk ergibt sich nicht nur aus der individuellen Perspektive der Figuren, sondern auch aus den sozialen Dynamiken, die diese beiden Konzepte umgeben. Oftmals ist die Religion eng mit der Auffassung von Heimat verknüpft. In vielen ländlichen Gemeinschaften, die Schönherr häufig thematisiert, spielt die Kirche eine zentrale Rolle im sozialen Gefüge. Der Glaube dient nicht nur als spiritueller Anker, sondern auch als soziales Bindemittel, das Menschen miteinander verbindet und gleichzeitig ausschließt.
In diesem Kontext müssen die Figuren eine Balance finden zwischen ihrem persönlichen Glauben und den Erwartungen ihrer Heimatgemeinschaft. Die Konflikte, die aus dieser Spannung entstehen, führen häufig zu dramatischen Wendepunkten in den Geschichten.
Die Auseinandersetzung mit dem Glauben kann dabei sowohl zu persönlichem Wachstum als auch zu tragischen Entscheidungen führen, die letztendlich die Grundfesten der Gemeinschaft erschüttern. Schönherr schafft es, diese komplexen Beziehungen zwischen Individuum und Gemeinschaft, Glauben und Heimat eindrucksvoll darzustellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Karl Schönherr in seinen Dramen die Themen Glaube und Heimat tiefgreifend analysiert und vielschichtig inszeniert. Diese Konzepte bilden das Herzstück seiner Charaktere und ihrer Konflikte, wobei sie sowohl als Quellen des Trostes als auch der Verzweiflung fungieren. Durch die Schaffung lebendiger und komplexer Figuren reflektiert Schönherr die Herausforderungen, die sich aus der Beziehung zwischen persönlichem Glauben und kollektiver Heimat ergeben. Sein Werk bleibt somit zeitlos und relevant, da es grundlegende Fragen zur menschlichen Identität und Zugehörigkeit aufwirft, die auch in der heutigen Gesellschaft von Bedeutung sind.