Inszenierung Michaela Ronzoni & Volker Wahl
Musikalische Leitung Franz Josef Breznik Ausstattung Stefanie Stuhldreier Choreographie Natalie Holtom
Georgij Makazaria Tevje, ein Milchmann Maya Hakvoort Golde, seine Frau Anna Burger Zeitel, deren Tochter Marianna Lisa Herzig Hodel, deren Tochter Valerie Luksch Chava, deren Tochter Angelina Harranth Spritze, deren Tochter Valentina Makazaria Spritze, deren Tochter Sophia Makazaria Bölke, deren Tochter Livia Ernst Bölke, deren Tochter Shlomit Butbul Jente/Fruma-Sara Alexander Donesch Mittel Kamzoil, ein Schneider Dessislava Filipov Schindel, seine Mutter Stefan Bleiberschnig Perchik, ein Student Artur Ortens Notschach, ein Gastwirt Franz Josef Koepp Rebbe Robert R. Herzl Mendel, sein Sohn Beppo Binder Avram, ein Buchhändler Florian Resetarits Nachem/Jussel/Sheftel Tania Golden Oma Zeitel/Mirilla Davide Venier Russe Dominik Kaschke Wachtmeister Jan Walter Fedja Josef Forstner Lazar Wolf, ein Metzger Aliosha Biz Der Fiedler auf dem Dach
Orchester und Chor der Bühne Baden
„Anatevka„, das Musical basierend auf Sholem Aleichem’s Geschichten über Tevje den Milchmann, ist ein faszinierendes Werk, das sowohl in seiner musikalischen Umsetzung als auch in seiner thematischen Tiefe beeindruckt. Uraufgeführt 1964 von Jerry Bock (Musik) und Sheldon Harnick (Text), schafft das Stück eine stimmungsvolle Verbindung zwischen traditioneller jüdischer Kultur und den Herausforderungen der modernen Welt.
Das Stück spielt im frühen 20. Jahrhundert in einem fiktiven jüdischen Dorf namens Anatevka, das im zaristischen Russland angesiedelt ist. Die Erzählung reflektiert die turbulente Zeit des Wandels, in der traditionelle Lebensweisen durch soziale und wirtschaftliche Umbrüche bedroht werden. Der antijüdische Pogrom und die damit verbundenen Fluchtbewegungen sind nicht nur historische Fakten, sondern auch zentrale Elemente, die die Handlungen der Charaktere antreiben. In diesem Kontext wird die Zerbrechlichkeit der Tradition und die Suche nach Identität zu einem zentralen Thema.
Tevje, als Protagonist des Musicals, verkörpert den Konflikt zwischen Tradition und Moderne. Seine berühmte Frage „Warum soll ich ein reicher Mann sein?“ verdeutlicht seine ambivalente Haltung gegenüber dem Wohlstand und den moralischen Werten seiner Gemeinschaft. Tevjes Rolle als Milchmann zeigt sowohl die Einfachheit des ländlichen Lebens als auch die Komplexität seiner inneren Konflikte, insbesondere im Hinblick auf die Heiratsentscheidungen seiner Töchter, die sich gegen die traditionellen arrangierten Ehen wenden.
Die Charaktere von Tewje und seinen Töchtern – insbesondere Hodel, Chava und Tzeitel – illustrieren die verschiedenen Facetten des Generationenkonflikts. Hodels Entscheidung, einen revolutionären Studenten zu heiraten, stellt nicht nur eine Ablehnung der Tradition dar, sondern auch ein Zeichen des Aufbruchs in eine neue Ära. Chavas interkulturelle Ehe mit einem Christen zeigt die extremen Spannungen zwischen Liebe und Loyalität zu den Traditionen ihrer Familie.
Die Musik von „Anatevka“ spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Emotionen und Themen. Die eingängigen Melodien und emotionalen Balladen, wie „If I Were a Rich Man“ und „Sunrise, Sunset“, verstärken die emotionale Resonanz der Charaktere und deren Konflikte.
Die Verwendung von Klezmer-Elementen und traditionellen jüdischen Melodien schafft eine authentische Atmosphäre und weckt nostalgische Gefühle für die verlorene Heimat.
„Anatevka“ ist mehr als nur ein Musical; es ist ein eindringliches Porträt einer Gemeinschaft, das die Herausforderungen der Modernisierung und die Suche nach Identität thematisiert. Durch die Verschmelzung von Musik, Charakterentwicklung und sozialen Kommentaren gelingt es dem Stück, die Zuschauer sowohl emotional zu berühren als auch zum Nachdenken anzuregen.
In einer Zeit, in der Fragen der Identität und des kulturellen Erbes weiterhin relevant sind, bleibt „Anatevka“ ein zeitloses und bedeutendes Werk, das die Kraft des Theaters nutzt, um universelle menschliche Erfahrungen zu vermitteln.