Inszenierung Peter Wittenberg
Bühnenbild Florian Parbs Kostüme Alexandra Pitz
Johannes Krisch alternierend Michael Dangl Voss ist Ludwig Sandra Cervik Dene, seine ältere Schwester Maria Köstlinger Ritter, seine jüngere Schwester
Thomas Bernhard, eine der prägnantesten Figuren der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts, hat mit seinem Stück „Ritter Dene Voss“ ein Werk geschaffen, das nicht nur stilistisch und thematisch herausragt, sondern auch tiefgreifende Fragen zur menschlichen Existenz und zur Rolle des Künstlers aufwirft. Die Uraufführung des Stücks fand 1976 im Wiener Burgtheater statt und hat seitdem sowohl in der deutschsprachigen als auch in der internationalen Theaterlandschaft für Kontroversen und intensive Debatten gesorgt.
„Ritter Dene Voss“ ist klassisch in seiner Struktur, doch in der Ausführung ungewöhnlich. Das Stück besteht aus fünf Akten, die durch eine dichte Sprache und repetitiven Dialog geprägt sind. Bernhards typisch monotoner und oft sarkastischer Stil schafft eine Atmosphäre der Beklemmung und Isolation. Die Sprache selbst wird zum Hauptakteur; sie ist nicht nur Kommunikationsmittel, sondern auch ein Instrument der Manipulation, das die Charaktere immer tiefer in ihre eigenen Widersprüche verstrickt. In dieser Hinsicht spiegelt die Form des Stückes die innere Zerrissenheit der Protagonisten wider.
Die Hauptfiguren – der alte Ritter, der sich mit dem Gedanken an den Tod auseinandersetzt, Dene, der Schauspieler, der von seiner eigenen Bedeutungslosigkeit gequält wird, und Voss, der verzweifelte Versuchsleiter – sind archetypische Vertreter von Bernhards Philosophie der Absurdität und der existenziellen Verzweiflung. Sie sind gefangen in einer Welt, in der die Suche nach Sinn und Identität immer wieder an den gesellschaftlichen Erwartungen und den eigenen inneren Konflikten scheitert.
Ein zentrales Thema des Stückes ist die Auseinandersetzung mit der Kunst und dem Künstler. Der Ritter repräsentiert den alten Idealismus der Kunst, während Dene als der moderne, oft zynische Künstler fungiert, der in seiner Existenzkrise gefangen ist. Diese Dualität führt zu tiefen Reflexionen über die Rolle des Theaters in der modernen Gesellschaft: Ist es ein Ort der Wahrheit oder der Illusion? Vermittelt es bedeutungsvolle Botschaften oder ist es lediglich ein Spiegel der Absurdität des Lebens?
Bernhard nutzt die Charaktere und ihren Dialog, um scharfsinnige gesellschaftliche Kritiken zu formulieren. Insbesondere wird die Heuchelei der bürgerlichen Gesellschaft aufgedeckt, die sich ihrer eigenen Scheinheiligkeit und der Leere ihrer Werte nicht bewusst ist. Der ewige Kampf zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlichen Normen zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk und fordert das Publikum heraus, sich mit eigenen Vorstellungen von Moral und Identität auseinanderzusetzen.
Die Auseinandersetzung mit „Ritter Dene Voss“ ist nicht nur eine literarische, sondern auch eine philosophische und soziale. Die Relevanz Bernhards Werk bleibt bis in die Gegenwart bestehen, da die Themen von Identitätskrise, künstlerischer Entfremdung und gesellschaftlicher Kritik weiterhin in der zeitgenössischen Diskussion präsent sind. Theaterproduktionen, die sich mit Bernhards Text auseinandersetzen, stehen häufig vor der Herausforderung, die Balance zwischen der Komplexität der Sprache und der emotionalen Tiefe der Charaktere zu finden.