Inszenierung Philip Tiedemann
Bühnenbild & Kostüme Alexander Martynow Musik Henrik Kairies Dramaturgie Leonie Seibold
André Pohl Der Vater der Braut Therese Lohner Die Mutter des Bräutigam Katharina Klar Die Braut Susanna Wiegand Ihre Schwester Alexander Absenger Der Bräutigam Markus Kofler Sein Freund Michaela Klamminger Die Frau Roman Schmelzer Ihr Mann Jakob Elsenwenger Der junge Mann
Bertolt Brechts Stück „Die Kleinbürgerhochzeit“, uraufgeführt im Jahr 1950, ist ein herausragendes Beispiel für das Engagement des Autors in der Tradition des epischen Theaters. Das Werk umfasst eine Fülle an Themen und Motiven, die sowohl die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit reflektieren als auch universelle Fragen zu menschlichem Verhalten, Moral und Klassenbewusstsein aufwerfen.
„Die Kleinbürgerhochzeit“, erzählt die Geschichte zweier Protagonisten, die sich in einem Kleinbürger-Milieu bewegen und mit den Schwierigkeiten und Absurditäten des bürgerlichen Lebens konfrontiert werden. Das Stück spielt an einem Hochzeitstag, der, anstatt eine Feier des Lebens darzustellen, in einen Mikrokosmos gesellschaftlicher Spannungen und persönlicher Enttäuschungen verwandelt wird. Brecht nutzt diesen Rahmen, um die kleinen, alltäglichen Konflikte und die zugrunde liegenden sozialen Strukturen zu beleuchten.
Die Struktur des Stücks ist nicht linear, was Brecht dazu dient, die oft irrationalen und fragmentierten Aspekte des Lebens in der bürgerlichen Gesellschaft zu verdeutlichen. Durch den Einsatz von Zwischenspielen, Liedern und direkten Adressierungen an das Publikum lässt Brecht keinen Raum für passive Rezeption. Stattdessen fordert er die Zuschauer aktiv zum Nachdenken und zur kritischen Reflexion auf.
Ein zentrales Merkmal von Brechts Theater ist die bewusste Brechung der Illusion. Er schafft es, die Zuschauerschaft aus ihrer emotionalen Identifikation mit den Figuren herauszureißen, indem er Konventionen des traditionellen Theaters systematisch infrage stellt.
In „Die Kleinbürgerhochzeit“ manifestiert sich dies durch den Einsatz von Verfremdungseffekten. Durch die explizite Kommentierung der Handlung und die direkte Ansprache des Publikums wird der Zuschauer nicht nur zum Beobachter, sondern auch zum Kritiker der dargestellten gesellschaftlichen Verhältnisse und moralischen Dilemmata.
Die Handlung dieser Komödie ist reich an sozialer Satire, die sich gegen die Heuchelei und die Zwänge der Kleinbürger richtet. Brecht thematisiert den sozialen Klassenunterschied sowie die inneren Widersprüche der Charaktere, die trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Stellung ähnliche Ängste und Unsicherheiten teilen. Die Hochzeit, die als Fest gefeiert werden sollte, wird zum Symbol der bürgerlichen Konventionen, die das individuelle Glück behindern.
Brechts Interesse an der Politik und seinem Streben nach sozialer Gerechtigkeit sind im gesamten Werk präsent. „Die Kleinbürgerhochzeit“ fungiert als Kritik der bürgerlichen Ideologie und hinterfragt die Werte, die diesen Lebensstil stützen. Die Komplexität der menschlichen Beziehungen in einem kapitalistischen System wird somit deutlich, und der Zuschauer wird angeregt, über die Moralvorstellungen und sozialen Strukturen nachzudenken.
In „Die Kleinbürgerhochzeit“ gelingt es Bertolt Brecht, ein vielschichtiges und kritisches Bild der bürgerlichen Gesellschaft zu entwerfen. Durch seine spezifische Dramaturgie und die Ästhetik des epischen Theaters schafft er es, die Zuschauer nicht nur zu unterhalten, sondern sie auch zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Fragestellungen seiner Zeit zu bewegen.
Brechts Werk bleibt relevant und regt weiterhin zur Diskussion über die Rolle des Individuums innerhalb der Gesellschaft an, was es zu einem bedeutenden Beitrag zur Theatergeschichte und zur kulturellen Bildung macht.