Inszenierung Amélie Niermeyer
Bühnenbild Stefanie Seitz Kostüme Christian Schmidt Musik Imre Lichtenberger Bozoki Dramaturgie Silke Ofner
Sandra Cervik Walter, Gerichtsrätin Robert Joseph Bartl Adam, Dorfrichter Alexander Absenger Licht, Schreiber Ulli Maier Frau Marthe Rull Juliette Larat Eve, ihre Tochter Ljubiša Lupo Grujčić Veit Tümpel Nils Arztmann Ruprecht, sein Sohn Katharina Klar Frau Brigitte
Heinrich Kleists Komödie „Der zerbrochne Krug“, die 1806 uraufgeführt wurde, gilt als eines der bedeutendsten Werke des deutschen Theaters im frühen 19. Jahrhundert. Das Stück verbindet eine scharfsinnige gesellschaftliche Analyse mit humorvollen Elementen und stellt die Themen Wahrheit, Gerechtigkeit und menschliches Versagen in den Mittelpunkt.
Durch die geschickte Konstruktion der Handlung und die tiefgründige Charakterzeichnung wird das Stück zu einem zeitlosen Kommentar über die moralischen und rechtlichen Fragestellungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Die Handlung spielt in einem kleinen, fiktiven Dorf in den Niederlanden und dreht sich um den alten und korrupten Richter Adam, der für die Zerschlagung eines wertvollen Kruges verantwortlich ist. Der Krug gehört der örtlichen Wirtin Frau Marthe Rull, die das Gericht anruft, um Gerechtigkeit zu erfahren. Als die Untersuchung beginnt, wird schnell klar, dass der Richter selbst in den Fall verstrickt ist, da er der Täter ist.
Die Komplexität der Situation entfaltet sich weiter, als Dorfbewohner und Vertraute in die Gerichtsverhandlung verwickelt werden. Kleist nutzt diese Struktur, um die Absurditäten und Widersprüche des Rechtssystems zu illustrieren.
Zentral für die Entwicklung der Handlung ist die Figur des Richters Adam, der nicht nur mit der Aufgabe konfrontiert ist, Recht zu sprechen, sondern zudem seine eigene Schuld zu verbergen. Seine Charakterisierung als sowohl machtbewusst als auch feig offenbart die Ungereimtheiten menschlichen Handelns.
Im Kontrast zu Adam stehen die Figuren wie die neugierige und scharfsinnige Dorfrichterin und die aufgebrachte Wirtin, die beide als Katalysatoren für die Handlung fungieren und die moralische Integrität der Dorfgemeinschaft hinterfragen.
Kleist thematisiert in seinem Werk die scheinbare Unvereinbarkeit von Recht und Gerechtigkeit. Der zerrissene Krug symbolisiert nicht nur den Verlust von Unschuld, sondern auch die Fragilität von menschlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Normen. Die ständige Auseinandersetzung zwischen Wahrheit und Lüge spiegelt sich in der Dynamik der Gerichtsbarkeit wider, die oft mehr von persönlichen Interessen als von objektiven Wahrheiten geleitet wird. Diese kritische Reflexion über das Rechtswesen und die psychologischen Mechanismen der Protagonisten machen das Stück sowohl zu einer Sozialkritik als auch zu einem psychologischen Drama.
„Der zerbrochne Krug“ ist ein Meisterwerk der komischen und tragischen Dramatik, das nicht nur zur Zeit seiner Entstehung, sondern auch in der modernen Theaterlandschaft Relevanz besitzt. Kleists scharfer Blick auf das menschliche Verhalten, gepaart mit seiner Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Fragen in eine zugängliche Form zu bringen, macht das Stück zu einem unverzichtbaren Bestandteil der deutschen Literatur.
Die Verbindung von Humor und ernsthaften Themen lädt das Publikum dazu ein, über die eigene Position innerhalb der Gesellschaft und der Gerechtigkeit nachzudenken, und bleibt somit ein kraftvolles Beispiel für die Vielschichtigkeit des Theaters.