Coriolan

Inszenierung Carolin Pienkos
Bühne Walter Vogelweider Kostüme Heidi Kastler Musik Imre Lichtenberger Bozoki & Moritz Wallmüller Sound-Design Alexander Nefzger Kapfchoreographie Martin Woldan Video Sophie Lux Dramaturgie Eva-Maria Voigtländer 

Cornelius Obonya Caius Martius Martin Reinke Menenius Agrippa, Freund des Coriolan Bernd Birkhahn Cominus, Konsul und Oberkommandeur des Heeres Elisabeth Orth Volumina, Coriolans Mutter Anna Sophie Krenn Virgilia, Coriolans Gemahlin Rudolf Melchiar Erster römischer Senator Oskar Rathkolb Der junge Martius, Coriolans Sohn Sylvie Rohrer Sinica Valuta, Volkstribun Hermann Scheidleder Junius Brutus, Volkstribun Daniel Jesch Erster Bürger ,Anführer der Plebejer Anna Woll & Jeanne-Marie Bertram Senatsdiener/Bürger/römische und völkische Bürger  Sven Dolinski Erster Staatsdiener/Bürger/Gefolterter/römischer und völkischer Bürger und Soldat  Markus Meyer Tullus Aufidius  Felix Kreutzer Leutnant des Aufidius/Bürger/Erster, Zweiter und Dritter Diener/römischer und völkischer Bürger und Soldat Andrej Reimann Bürger/römischer und völkischer Bürger Valentin Postlmayr Bürger/Erster, Zweiter und Dritter Diener des Aufidius, römischer und völkischer Bürger und Soldat Hans Peter Bruckner David Kette Gert Werner Bürger, Soldaten und Senatoren

 

 

 

William Shakespeares „Coriolan“, eine der weniger bekannten Tragödien des Meisters, bietet einen tiefen Einblick in die Themen Macht, Loyalität und Verrat. Verfasst zwischen 1605 und 1608, basiert das Stück lose auf der Geschichte des römischen Generals Gaius Marcius Coriolanus.

Es bereichert nicht nur das Repertoire der klassischen Literatur, sondern gibt uns auch wertvolle Hinweise auf die menschliche Natur und die politische Dynamik. In diesem Beitrag werden die Hauptcharaktere sowie die bedeutsame Aufführungsgeschichte von „Coriolan“ analysiert.

Coriolanus ist die Hauptfigur des Stücks und wird als hochherziger, aber unnahbarer Held präsentiert. Er ist ein talentierter Kriegsführer und genießt großen Respekt in der römischen Armee. Sein Stolz und seine Abneigung gegen die Massen bilden die zentralen Konflikte seines Charakters.

Coriolanus hat Schwierigkeiten, die politischen Gepflogenheiten Roms zu verstehen, und lehnt es ab, sich bei den Bürgern beliebt zu machen. Diese Eigenschaften führen schließlich zu seinem Fall. Seine Komplexität macht ihn sowohl bewundernswert als auch tragisch; er ist ein Mensch, der moralische Integrität über politische Cleverness stellt, was ihn letztlich verstoßen lässt.

Volumnia, die Mutter von Coriolanus, spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Handlung. Sie wird als starke und einflussreiche Frau dargestellt, die ihren Sohn dazu drängt, in die Politik einzutreten, um Ruhm zu erlangen. Ihre Ambitionen sind eng mit denen ihres Sohnes verbunden, und sie verkörpert den Zwiespalt zwischen persönlicher Loyalität und öffentlichem Leben.

Die Beziehung zwischen Volumnia und Coriolanus ist von einer intensiven emotionalen Spannung geprägt, die zeigt, wie familiäre Bindungen sowohl stärkend als auch zerstörerisch wirken können.

Aufidius ist der Antagonist des Stücks und ein rivalisierender General aus Aufidius. Seine Rivalität mit Coriolanus ist tief verwurzelt und steht exemplarisch für die Themen von Ehre und Feindschaft. Er repräsentiert die Herausforderung, die sich aus persönlichen Rivalitäten ergibt, insbesondere in einem politischen Kontext. Aufidius’ Beziehung zu Coriolanus ist komplex; sie ist sowohl von Abneigung als auch von tiefem Respekt geprägt, was zu einem dynamischen Spannungsfeld führt.

Die Bürgerinnen und Bürger, die oft als „das Volk“ bezeichnet werden, stellen die verschiedenen sozialen und politischen Strömungen im antiken Rom dar. Ihr Verhältnis zu Coriolanus spiegelt die Zerrissenheit zwischen elitärischem Anspruch und populärer Zustimmung wider. Während sie in den ersten Szenen das Militär unterstützen, wandeln sie sich schnell zu einem kritischen Publikum, als Coriolanus sich weigert, ihre Stimmen und Meinungen zu berücksichtigen. Diese Dynamik zeigt, wie schnell sich öffentliche Meinung ändern kann und welche Konsequenzen dies für Führungspersönlichkeiten hat.

Die Aufführungsgeschichte von „Coriolan“ ist ebenso facettenreich wie das Stück selbst. Seit seiner ersten Aufführung ist es ein Teil des internationalen Theaterrepertoires und wurde sowohl in traditionellen als auch in modernen Inszenierungen interpretiert.

Die frühesten nachweisbaren Aufführungen von „Coriolan“ fanden im 17. Jahrhundert statt. Aufgrund seiner thematischen Tiefe und der komplexen Charakterzeichnung beeindruckte das Stück das zeitgenössische Publikum und wurde mehrfach inszeniert. Besonders die Figur des Coriolanus zog das Interesse von Schauspielern und Regisseuren an, die die Herausforderungen bei der Darstellung seines Stolzes und seiner sozialen Introspektion erkunden wollten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts erlebte das Werk verschiedene Interpretationen, häufig angepasst an die politischen Gegebenheiten der Zeit. Während der politischen Umbrüche in Europa wurden Elemente von „Coriolan“ zur Reflexion über nationale Identitäten und Machtverhältnisse genutzt. Einige Aufführungen integrierten visuelle und akustische Effekte, um die emotionale Intensität der Konflikte zu unterstreichen.

Mit dem Aufkommen moderner Inszenierungstechniken und -theorien begann eine neue Ära für „Coriolan“. Regisseure experimentierten mit ungewöhnlichen Bühnenbildern und zeitgenössischen Kostümen, um die zeitlosen Themen des Stücks in den Kontext der modernen Welt zu setzen.

Eingehende Studien zu Machtstrukturen, Geschlechterrollen und sozialen Ungleichheiten erlaubten es, Coriolanus’ Kampf um Integrität und Anerkennung neu zu interpretieren. Dies sorgte dafür, dass das Stück nicht nur als Relikt vergangener Zeiten, sondern als aktuelles Werk betrachtet wurde.

Zudem hat die Faszination für die komplexe Beziehung zwischen Coriolanus und den römischen Bürgern in moderneren Inszenierungen zu spannenden Dialogen über Demokratie und totale Herrschaft geführt, die in einem zeitgenössischen Licht beleuchtet werden.

William Shakespeares „Coriolan“ ist mehr als nur eine Tragödie über einen gescheiterten Helden. Es ist eine tiefgründige Untersuchung von Macht, Loyalität und der menschlichen Natur in einem politischen Kontext.

Die vielschichtigen Charaktere – besonders Coriolanus selbst, seine Mutter Volumnia und der Rivale Aufidius – bieten reichhaltige Material für die Auseinandersetzung mit den Themen des Stücks.

Die abwechslungsreiche Aufführungsgeschichte verdeutlicht, dass „Coriolan“ auch weiterhin relevant bleibt und in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten neu interpretiert werden kann.

Letztlich spiegelt das Stück die immerwährenden Fragen über Leadership, Zugehörigkeit und das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft wider. In diesem Sinne bleibt „Coriolan“ nicht nur ein Meisterwerk der Theaterliteratur, sondern auch ein wichtiges Werkzeug zur Analyse der menschlichen Erfahrungen in einem sich ständig verändernden politischen Umfeld.

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