Die Wunderübung

Inszenierung Michael Kreihsl

Aglaia Syszkowitz Jürgen Tarrach Bernhard Schir

 

 

Daniel Glattauer, ein zeitgenössischer österreichischer Autor, ist durch seine Romane und Theaterstücke weithin bekannt geworden. 

„Die Wunderübung“ handelt von einem Paar, das sich in einer kritischen Phase ihrer Beziehung befindet und beschließt, eine Paartherapie in Anspruch zu nehmen. Das Stück entfaltet sich in einem einzigen Raum, der sowohl als Therapeutenbüro als auch als Spiegelbild ihrer Beziehung fungiert.

Die beiden Hauptcharaktere, ein Ehepaar namens Judith und Paul, müssen sich den Herausforderungen ihrer gescheiterten Kommunikation und den Unzulänglichkeiten ihrer Beziehung stellen. Die Sitzung wird von einem Therapeuten geleitet, der versucht, das Paar durch die Schwierigkeiten zu navigieren und ihnen hilfreiche Werkzeuge für ihre Beziehung an die Hand zu geben.

Judith und Paul repräsentieren archetypische Paare, die mit den universellen Fragen der Liebe, des Vertrauens und des Missmuts konfrontiert sind. Judith erscheint als die pragmatischere der beiden, sie ist emotional stärker involviert und sucht nach Lösungen für die Konflikte.

Paul hingegen zeigt sich oft defensiv und scheut sich vor der Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen. Diese Dynamik zwischen den beiden trägt zur dramatischen Intensität des Stückes bei, während es gleichermaßen komische und tragische Elemente enthält.

Der Therapeut, dessen Namen nicht genannt wird, fungiert als Katalysator im Geschehen und bietet sowohl humorvolle als auch tiefgründige Einsichten in die Beziehung der Protagonisten. Seine Rolle ist essenziell, um die Handlung voranzutreiben und die Perspektiven der beiden Partner zu beleuchten.

Durch gezielte Fragen und Interaktionen wird der Zuschauer in die emotionalen Abgründe von Judith und Paul hineingezogen.

Ein zentrales Thema des Stücks ist die Kommunikation in Beziehungen. Glattauer zeigt auf eindringliche Weise, dass Missverständnisse und unausgesprochenen Erwartungen häufige Stolpersteine im Alltag sind. Die subtilen Spannungen zwischen Judith und Paul verdeutlichen, wie Worte manchmal nicht ausreichen, um Gefühle adäquat auszudrücken.

Diese Thematik wird durch die beengte räumliche Situation, in der das Stück spielt, verstärkt; der Zuschauer kann die enge Verbindung und gleichzeitig die innere Distanz der Charaktere nachempfinden.

Ein weiteres wichtiges Element ist die Auseinandersetzung mit den Erwartungen an Partnerschaften. Judith und Paul reflektieren in ihrem Dialog über ihre individuellen Vorstellungen von Liebe, Treue und den Druck, den gesellschaftliche Normen auf ihre Beziehung ausüben. Dies führt zu einer kritischen Hinterfragung der romantischen Ideale, die oft in der Gesellschaft propagiert werden.

Die dramaturgische Struktur von „Die Wunderübung“ ist präzise und spannend gestaltet. Das Stück ist in mehrere Szenen unterteilt, die jeweils einem spezifischen Aspekt der Beziehung gewidmet sind. Diese Szenenfolge ermöglicht es dem Publikum, den Fortschritt (oder Rückschritt) der Therapiestunde zu beobachten, wodurch ein Gefühl von Dringlichkeit entsteht.

Der Einsatz von Dialogen, die oft mit Witz und Ironie gespickt sind, trägt zur Auflockerung der ernsten Thematik bei, was dem Zuschauer erlaubt, sich zwischen Lachen und Nachdenklichkeit zu bewegen.

Ein bemerkenswerter Aspekt der Inszenierung ist die Verwendung von Pausen und Stille. Diese Momente der Reflexion geben den Zuschauern Zeit, die komplexen Emotionen und Konflikte der Charaktere zu verarbeiten. Darüber hinaus wird durch die reduzierte Kulisse und die Konzentration auf die Darsteller die emotionale Bandbreite der Beziehung in den Vordergrund gerückt.

Die Wunderübung“ von Daniel Glattauer ist ein eindringliches und humorvolles Stück, das sich mit den Herausforderungen der zwischenmenschlichen Kommunikation auseinandersetzt. Durch die geschickte Charakterzeichnung, den cleveren Einsatz von Sprache und die reduzierte, aber wirkungsvolle Inszenierung gelingt es Glattauer, die Zuschauer tief in die Emotionalität der Beziehung einzuführen.

Die Themen, die im Stück behandelt werden, sind zeitlos und relevant, was es zu einem wertvollen Beitrag zur zeitgenössischen Theaterliteratur macht. Letztlich lässt sich feststellen, dass „Die Wunderübung“ nicht nur ein Unterhaltungsstück ist, sondern auch einen bedeutenden Diskurs über die Natur der Liebe und der menschlichen Beziehungen eröffnet.

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