Inszenierung Stephan Müller
Bühnenbild Sophie Lux Kostüme Birgit Hutter Musik Matthias Jakisić Choreographie Daniela Mühlbauer Video Sophie Lux
Robert Joseph Bartl Zangler, Gewürzkrämer in einer kleinen Stadt Anna Laimanee Marie, dessen Nichte und Mündel Johannes Krisch Weinberl, Handlungsdiener bei Zangler Julian Valerio Rehrl Christopherl, Lehrjung bei Zangler Oliver Huether Kraps, Hausknecht bei Zangler / Brunninger, Kaufmann / Ein Lohnkutscher Elfriede Schüsseleder Frau Gertrud, Wirtschafterin bei Zangler / Fräulein Blumenblatt, Zangerls Schwägerin / Eine Hausmeisterin Martin Zauner Melchior, ein vazierender Hausknecht Tobias Reinthaller August Sonders Paul Matić Hupfer, ein Schneidermeister / Philipp, Putzmacher / Ein Wächter / Zweiter Kellner Martina Stilp Madame Knorr, Modewaren-Händlerin in der Hauptstadt Alexandra Krismer Frau von Fischer, Witwe Therese Lohner Lisette, Stubenmädchen bei Fräulein Blumenblatt Alexander Strömer Rab, ein Gauner / Erster Kellner
Johann Nepomuk Nestroy, einer der bedeutendsten Dramatiker des österreichischen Theaters im 19. Jahrhundert, hat mit seinem Lustspiel „Einen Jux will er sich machen“ (1842) ein Werk hinterlassen, das nicht nur durch seinen humorvollen Zugriff besticht, sondern auch tiefere gesellschaftliche und menschliche Fragen aufwirft.
Das Stück ist exemplarisch für Nestroys Fähigkeit, Komik und Kritik miteinander zu verflechten und bietet eine facettenreiche Betrachtung von Identität, Täuschung und den Irrungen der Liebe.
„Einen Jux will er sich machen“ erzählt die Geschichte von dem wohlhabenden, aber langweiligen Kaufmann Siegfried, der beschließt, als armer Student verkleidet in das Leben der herrschenden Gesellschaft einzutauchen. In dieser Verkleidung begegnet er der schönen, aber ebenfalls durch ihre gesellschaftlichen Rollen gefangenen Lene. Das Spiel mit Identitäten, das Nestroy hier inszeniert, wird durch die komische Überzeichnung der Charaktere und ihrer sozialen Umstände besonders lebendig.
Der Titel selbst deutet bereits auf die zentrale Thematik des Werkes hin: Der „Jux“ verweist darauf, dass das Leben oft als eine Art Spiel betrachtet werden kann, in dem die Akteure verschiedene Rollen übernehmen und sich selbst hinter Masken verstecken. Dies spiegelt Nestroys eigene Theaterauffassung wider, die das Spiel zwischen Realität und Illusion hinterfragt. Indem der Protagonist die Maske des Studenten aufsetzt, entfaltet sich eine Handlung, die sich sowohl mit der Suche nach echtem Selbst als auch mit den Konventionen der bürgerlichen Gesellschaft auseinandersetzt.
Nestroy nutzt eine Vielzahl dramaturgischer Mittel, um die Komplexität der menschlichen Beziehungen und die Absurditäten des Gesellschaftslebens herauszustellen. Zu den auffälligsten Elementen zählt die Verwendung von Wortwitz, Ironie und Satire. Die Dialoge sind geprägt von einem spielerischen Umgang mit Sprache, was dazu beiträgt, die Konflikte zwischen den Figuren humorvoll zu beleuchten.
Ein markantes Merkmal des Stückes ist zudem die direkte Ansprache des Publikums, die es erlaubt, die vierte Wand zu durchbrechen. Diese Technik verstärkt das Bewusstsein des Zuschauers für die Künstlichkeit der dargestellten Situation und lädt ihn ein, über die Themen von Identität und Schein nachzudenken. Durch diese reflexive Dimension wird das Publikum nicht nur unterhalten, sondern auch angeregt, die eigenen Vorstellungen von Realität zu hinterfragen.
Die Analyse von Nestroys Werk zeigt, dass hinter der amüsanten Fassade eine scharfe Gesellschaftskritik lauert. Der Autor hinterfragt nicht nur die bürgerlichen Normen und Werte, sondern auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft, wie sie am Beispiel von Lene sichtbar wird. Ihre Zerrissenheit zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Wünschen thematisiert die Beschränkungen, die die bürgerliche Gesellschaft ihren Mitgliedern auferlegt.
„Einen Jux will er sich machen“ ist somit nicht nur ein leichtgewichtiges Lustspiel, sondern ein tiefgründiges Werk, das die Zuschauer herausfordert, über die komplexen Zusammenhänge von Identität und gesellschaftlicher Rolle nachzudenken.
Nestroy gelingt es, durch Humor und Scharfsinn, grundlegende menschliche Fragen zu thematisieren und gleichzeitig einen unvergesslichen Theaterabend zu gestalten. In der heutigen Zeit, in der Fragen nach Authentizität und Identität zunehmend an Bedeutung gewinnen, bleibt Nestroys Werk aktuell und relevant.
„Ich mach mir einen Jux! Gerade jetzt, auf der Grenze zwischen Knechtschaft und Herrschaft mach ich mir einen Jux. Für die ganze Zukunft will ich mir die leeren Wände meines Herzens mit Bildern der Erinnerung schmücken, – ich mach mir einen Jux!“ Weinberl
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