Inszenierung & Choreographie Ramesh Nair
Musikalische Leitung Christoph Huber Bühnenbild Karl Fehringer & Judith Leikauf Kostüme Friederike Friedrich
Drew Sarich Guido Contini Milica Jovanović Luisa Contini, seine Frau Dorina Garuci Carla Albanese, seine Geliebte Ann Mandrella Claudia Nardi, Schauspielerin Andrea Huber Guidos Mutter Patricia Nessy Liliane La Fleur, Guidos Produzentin Wietske van Tongeren Staphanie Necrophorus, Kritikerin Anna Overbeck Mama Maddalena, Chefin der Zimmermädchen/Lady of the Spa Jaqueline Braun Saraghina, eine Hure Matteo di Sapia/Joel Gradinger kleiner Guido Konstantin Pichler/Philipp Gruber.Hirschbich Klassenkamerad
Orchester, Chor und Ballett der Bühne Baden
Das Musical „Neun“ (im Original „Nine“), basierend auf dem Film „8½“ von Federico Fellini, ist ein herausragendes Werk der musikalischen Theaterkunst. Mit Musik von Maury Yeston und dem Libretto von Arthur Kopit wurde es erstmals 1982 am Broadway aufgeführt und hat seither sowohl Kritiker als auch Publikum begeistert.
„Neun“ erzählt die Geschichte von Guido Contini, einem berühmten italienischen Filmregisseur, der in der Schaffenskrise steckt und gleichzeitig mit den Ansprüchen seiner Ehefrau, seiner Geliebten und seinen Museen konfrontiert wird. Die Handlung entfaltet sich an einem entscheidenden Wendepunkt in Guidos Leben, an dem er gezwungen ist, sich seinen innersten Ängsten und nostalgischen Erinnerungen zu stellen.
Die Charaktere im Musical sind vielschichtig und repräsentieren verschiedene Facetten von Guidos Leben. Neben Guido selbst sind die Frauenfiguren von zentraler Bedeutung, darunter seine Mutter, seine Frau, seine Geliebte und seine Muse.
Jede dieser Frauen spiegelt unterschiedliche Aspekte von Guids Psyche wider und bietet eine kritische Linse, durch die die Themen von Liebe, Verlust und kreativer Inspiration betrachtet werden können.
Die Musik von „Neun“ verbindet verschiedene Stilelemente, die sowohl die emotionale Tiefe als auch die komödiantischen Aspekte der Geschichte unterstützen. Yestons Kompositionen sind durch melodische Komplexität und rhythmische Variationen geprägt. Die Lieder sind nicht nur formale Musikelemente, sondern tragen wesentlich zur Charakterentwicklung und zur thematischen Vertiefung der Handlung bei.
Ein prägnantes Beispiel ist das Lied „Be Italian“, in dem die weiblichen Charaktere Guido ermutigen, zu seinen italienischen Wurzeln zu stehen. Hier werden nationale Identität und kulturelles Erbe in den Vordergrund gestellt, was nicht nur Guids persönliche Identitätskrise widerspiegelt, sondern auch einen kulturellen Kommentar zur Rolle Italiens in der Filmindustrie der 1960er Jahre liefert.
Darüber hinaus nutzt das Musical verschiedene musikalische Motive, um die Emotionen und Konflikte der Charaktere zu verstärken. Die wiederkehrende Melodie, die mit Guido verbunden ist, dient als Leitmotiv und schafft eine Verbindung zwischen den verschiedenen Zeitebenen und Erinnerungen, die Guido durchlebt.
Ein zentrales Thema von „Neun“ ist die Herausforderung der Kreativität und die damit verbundenen Ängste und Zweifel. Guido steht metaphorisch für viele Künstler, die sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob ihre Werke authentisch und bedeutungsvoll sind. Die Spannungen zwischen dem persönlichen und dem professionellen Leben, die Guido erlebt, sind universelle Konflikte, mit denen sich viele Menschen identifizieren können.
Ein weiteres wichtiges Motiv ist die Rolle der Frauen in Guidos Leben. Die starken weiblichen Charaktere fordern Guido heraus und spiegeln seine innere Zerrissenheit wider. Sie sind nicht nur Objekte seiner Begierde, sondern auch Katalysatoren für seine Selbstreflexion. Diese komplexen Darstellungen von Geschlechterrollen bieten einen kritischen Blick auf die patriarchalen Strukturen innerhalb der Kunst- und Unterhaltungsindustrie.
Das Musical „Neun“ erscheint in einem spezifischen kulturellen Kontext, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwommen sind. Die 1980er Jahre waren geprägt von einem verstärkten Interesse an autobiografischen Erzählungen und der Reflexion über die eigene Identität. Indem „Neun“ Elemente des italienischen Neorealismus mit der glamourösen Welt des Musicals kombiniert, wird eine Brücke zwischen verschiedenen Kunstformen geschlagen.
Zudem ist „Neun“ ein zeitloses Werk, das bis heute relevant ist. Die Herausforderungen der künstlerischen Schaffensprozesse, der Druck von außen und die Suche nach Sinn und Authentizität sind Themen, die in der zeitgenössischen Gesellschaft an Bedeutung gewinnen. Diese Relevanz spiegelt sich in den unterschiedlichen Inszenierungen und den zahlreichen Wiederaufnahmen des Musicals wider.
Abschließend lässt sich festhalten, dass „Neun“ ein vielschichtiges Musical ist, das durch seine musikalische Vielfalt, komplexe Charaktere und tiefgreifende Themen besticht. Es beleuchtet die inneren Konflikte eines Künstlers und die Herausforderungen von Beziehungen, während es gleichzeitig einen breiteren kulturellen Kommentar zur Rolle der Frauen und der Kunst bietet.
Die kunstvolle Verknüpfung von Musik, Text und Inszenierung macht „Neun“ zu einem herausragenden Beispiel des modernen Musicals und zu einem zeitlosen Klassiker, der auch in Zukunft relevant bleiben wird.