Rosmersholm

Inszenierung Elmar Goerden
Bühnenbild Silvia Merlo & Ulf Stengl Kostüme Lydia Kirchleinter Dramaturgie Matthias Asboth

Herbert Föttinger Johannes Rosmer, Besitzer von Rosmersholm, früher Gemeindepastor Katharina Klar Rebekka West, die ebenfalls in dessen Haus lebt Joseph Lorenz Rektor Kroll, Rosmers Schwager

 

 

Henrik Ibsens Drama „Rosmersholm„, das erstmals 1886 veröffentlicht wurde, gilt als ein Meilenstein der Theaterliteratur und hat eine weitreichende Wirkung auf das moderne Theater ausgeübt. Dieses Werk, das oft als psychologisches und gesellschaftskritisches Drama klassifiziert wird, beleuchtet die tief verwurzelten Konflikte innerhalb einer norwegischen Familie und stellt grundlegende Fragen über Moral, Glauben und den freien Willen.

Die Handlung von „Rosmersholm“ konzentriert sich auf Johannes Rosmer, einen ehemaligen Pfarrer, und seine Beziehung zu Rebekka West, einer unabhängigen und leidenschaftlichen Frau. Die Geschichte entfaltet sich hauptsächlich im Herrenhaus Rosmersholm, einem Symbol für Tradition und konservative Werte.

Durch die Interaktionen zwischen den Charakteren enthüllt Ibsen die Spannungen zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlichem Druck. Zentral ist dabei der Konflikt zwischen Fortschritt und Konservatismus, der sowohl im persönlichen Bereich der Charaktere als auch in ihrer breiteren gesellschaftlichen Umgebung zum Ausdruck kommt.

Johannes Rosmer ist eine komplexe Figur, die zwischen seiner Pflicht gegenüber familiären und gesellschaftlichen Erwartungen und seinem Wunsch nach persönlicher Erfüllung hin- und hergerissen ist. Rebekka West hingegen verkörpert den modernen, emanzipierten Geist, der bestehende Normen infrage stellt. Ihre Anwesenheit im Leben von Rosmer führt letztlich zu einer tragischen Kollision von Idealismus und Realität.

Ibsen nutzt stark symbolische Elemente, um die inneren Konflikte seiner Charaktere zu verdeutlichen. Rosmers Holm, der Wohnsitz der Familie, fungiert als Metapher für Isolation und geistige Enge. Immenser thematischer Gehalt wird durch die Verwendung der weißen Pferde transportiert, die für den Todeswunsch und das unausweichliche Schicksal stehen.

Dramaturgisch zeichnet sich „Rosmersholm“ durch eine strenge Struktur aus, die die Spannung schrittweise aufbaut und schließlich zu einem katastrophalen Höhepunkt führt. Ibsens Technik des „verzögerten Expositionismus“ ermöglicht es, die Vergangenheit und die verborgenen Motive der Charaktere allmählich zu enthüllen, was die emotionale Intensität des Stücks verstärkt.

Ibsens „Rosmersholm“ hat die Entwicklung des modernen Dramas erheblich beeinflusst. Seine tiefgründigen Charakterstudien und moralischen Dilemmas haben spätere Dramatiker wie Arthur Miller und Tennessee Williams inspiriert. Das Stück markiert einen Übergang von melodramatischen zu realistischen Darstellungen menschlicher Natur und gesellschaftlicher Konflikte.

Darüber hinaus hat „Rosmersholm“ dazu beigetragen, das Theater als Medium für soziale Kritik zu etablieren. Durch die Auseinandersetzung mit Themen wie Geschlechterrollen, Machtstrukturen und der Suche nach Identität hat Ibsen den Grundstein für das psychologische Drama gelegt, das im 20. Jahrhundert weiterentwickelt wurde.

Henrik Ibsens „Rosmersholm“ bleibt ein bedeutendes Werk der Theatergeschichte, das die Komplexität menschlicher Beziehungen und sozialer Strukturen meisterhaft darstellt. Seine vielschichtigen Charaktere, symbolträchtige Inszenierungen und tiefgründigen Themen machen es zu einem zeitlosen Stück, das auch heute noch relevante Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt.

Der Einfluss dieses Werkes auf das moderne Theater kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, und es bildet weiterhin eine wichtige Quelle der Inspiration für Theaterpraktiker und Theatertheoretiker gleichermaßen.

 

Die politischen Hintergründe, die Ibsen in seinem Drama beschreibt, sind heute leichter mit umgekehrten Vorzeichen vorstellbar. Damals haben linksliberale, demokratische Ideen das konservative bürgerliche Selbstverständnis erschüttert. Heute wären das vielleicht im Gegenteil die antidemokratischen Angriffe einer rechten Bewegung auf die Grundwerte einer offenen Gesellschaft.“ © Ulf Stengl

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